Verschwendete, teilweise traumatische Zeit
- Pro:
- Austausch mit Mitpatienten
- Kontra:
- toxisches Umfeld durch bestimmte Therapeuten und Pflegepersonal
- Krankheitsbild:
- Zwangserkrankung
- Privatpatient:
- nein
- Erfahrungsbericht:
-
Ich kam mit einer Zwangserkrankung. Auf der Station 2 gibt es vor allem ein Konzept für Patienten mit einer Esserkrankung. Dieses Konzept ist zumindest fragwürdig, weil durch rigide Regeln zusätzlich Druck aufgebaut wird, das notwendige Gewicht zu erreichen und zu halten. Die Patienten kämpfen darum, weil sie sonst befürchten müssen, dass sie aus der Klinik vorzeitig entlassen werden oder eine Stufe vorher im Zimmer bleiben müssen. Selbst der Wäschewechsel läuft dann über das Pflegepersonal, es darf keinen Kontakt mehr zu Angehörigen oder Freunden geben. Alle Therapien außer Einzeltherapie werden gecancelt. Das nennt sich "auf sich selbst zurückgeworfen werden". Ich habe oft genug verzweifelte Patienten erlebt, die an den Mahlzeiten teilgenommen hatten, trotzdem das Gewicht nicht erreichten und dann mit Nervenzusammenbruch in der Gruppe saßen und über ihre Angst sprachen, expelled zu werden. Eine Stärkung der Persönlichkeit, ein wohlmeinendes Umfeld und eine Relativierung von Befürchtungen wäre vielleicht auch eine Alternative? Für Angst- Zwang- oder Depression ist die Station ungeeignet. Wenn Praktikanten da sind, dann bekommt man mit etwas Glück jemanden für Expositionen zur Verfügung gestellt. Ansonsten, persönliches Pech, wenn man an einen Arzt gerät, der seinen Therapeutenschein gemacht hat und jetzt der Ansicht ist, er weiß alles, auch wenn er nach eigener Aussage nur tiefenpsychologisch geschult ist. Ich wurde bis dato noch nie von einem Therapeuten mit Begriffen wie "anstrengend" und "bockig" tituliert. Es war keine konstruktive, empathische Zusammenarbeit möglich. Letztlich bestätigte dieser Aufenthalt meine Angst, einen Stempel aufoktroyiert zu bekommen und nicht verstanden zu werden. Es war mühselig, sich immer wieder erklären zu müssen. Da es mir in vielen anderen Situationen nicht so geht und dieses Problem mit meiner Psychologin nicht auftritt, ordne ich es dieser furchtbaren Person zu. Lauft, wenn Ihr an einen Arzt mit Therapeutenschein gelangt.
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DANKESCHÖN FR.DR.L.ZOCHER!!!Für IHR WISSEN,EINSATZ,MENSCHLICHKEIT UND HUMOR...